Schlafmangel & seine Folgen: Mama, wir sehen dich.
Janine über den Schlafmangel während der ersten Jahre mit ihrem Sohn - und was ihr gut getan hat.
Als Hebamme und Mama einer Tochter wusste ich allzu gut, wie hart die ersten Babyjahre dank der vielen schlaflosen Nächte sein können: 4 Jahre brauchte ich, um wieder zu mir zu finden, mich auf mein zweites Wunschkind freuen und erneut schlaflose Nächte bewältigen zu können.
Nie länger als 45 Minuten Schlaf
Und dann übertraf dieser kleine Mensch, der da zu uns kam, all meine Befürchtungen, ließ mich zweifeln an meinen mütterlichen Kompetenzen und all meinem Know how. Vom ersten Tag an wachte er tagsüber wie nachts alle 50 bis 60 Minuten auf und verlangte nach mir. Ich bekam also maximal 45 min Schlaf am Stück - vorausgesetzt es gelang mir, direkt wieder einzuschlafen. Manchmal lag ich durch meinen hohen Stresspegel wach bis zum nächsten Zyklus. So ging es 1,5 Jahre lang bis dann auch Papa Nächte übernehmen konnte.
Mein Sohn strotze vor Kraft
Während dieses zuckersüße Menschenkind vor Kraft strotzte und einen völlig ausgeglichenen Eindruck machte, zerbrach ich innerlich immer mehr. Ich verspürte große Not und suchte nach Antworten, Strohhalmen und Halt in dieser schweren Zeit. Leider – und das ist mir heute erst so richtig bewusst – waren mein privates und berufliches Umfeld mit der Situation völlig überfordert und hilflos. Sie überschütteten mich mit fragwürdigen Ratschlägen und Meinungen, stellten meine Stillqualitäten in Frage, äußerten große Sorge um die Gesundheit meines Kindes – doch nie um mich. Stattdessen:
“Still besser ab”
“lass ihn auch mal schreien”
“der ist total verwöhnt”
“das hast du nun davon”
“der muss das einfach mal lernen”
“leg ihn in sein Zimmer”.
Die Investition in mich & meine Gesundheit
Ich habe unfassbar viel Geld und Zeit für Homöopathie, Osteopathie, Craniosacraltherapie und schlussendlich für Krisenberatung ausgegeben. Letzteres dann eigentlich ausschließlich für mich. Und darauf will ich hinaus: Nur allzu oft wollen wir an dem Schlafverhalten des Kindes etwas ändern, es in einen Schlafrhythmus pressen, der familien- und gesellschaftskompatibler ist - doch nur allzu selten funktioniert das auch. Viel mehr sollten wir in uns und unsere mentale sowie körperliche Gesundheit investieren, uns wichtig nehmen und Unterstützung in allen denkbaren Formen annehmen, um diese herausfordernde Zeit gut zu meistern. Stress, Sorgen, Verzweiflung und Erschöpfung sind nämlich wahnsinnig schlechte (Einschlaf)begleiter.
Auch wenn mir vielleicht niemand so schnell Schlaf schenken konnte, so wären ein
“Ich sehe dich und bin für dich da”
“lass uns gemeinsam überlegen, wie wir das hinkriegen”
“wie kann ich dich entlasten” ,
“du hast es gerade so schwer, lass mich dir helfen” oder ein
“komm, ich mach das - kümmere dich erstmal um dich”
so wertvoll gewesen. Diese Erkenntnis und das Gefühl gesehen zu werden, erlangte ich während meiner eigenen Krisenbegleitung - und das tat so gut.
Um Unterstützung bitten
In Zeiten von akutem Schlafmangel und wahnsinnig schweren Nächten, braucht es wieder ein wenig Wochenbettfeeling - sich ausschließlich um sich und auch das Baby/Kind zu kümmern, umsorgt zu werden und nicht noch obendrein im mental load zu ersticken und dem ganz normalen Tagesgeschäft nachzugehen.
Mein Learning: viel früher um Hilfe bitten und sich lösen von all dem Erwartungsdruck - dem eigenen und dem der anderen.