Babyblues und Wochenbettdepression
Nach der Geburt scheinen deine Emotionen etwas verrückt zu spielen - große Freude und Trauer wechseln sich ab. Vielleicht bist du in einem Moment voller Liebe und zweifelst im nächsten daran, ob du dein Baby wirklich annehmen und ihm genug sein kannst. Das ist er, der Babyblues - vielen auch bekannt als Postpartum Blues oder “Heultage” - ein Begriff, den wir wiederum liebend gern vermeiden. Wir erklären euch, was dahinter steckt und vor allem, wie sich der Babyblues von einer Wochenbettdepression unterscheidet.
Der Babyblues - Wenn die Emotionen verrückt spielen.
Der Babyblues begleitet so ziemlich jede frischgebackene Mama etwa ab dem 3. Wochenbetttag. Diese hochemotionale Phase wird ausgelöst durch den raschen Abfall zweier Hormone nach der Geburt - Östrogen und Progesteron - und korreliert somit mit der Brustdrüsenschwellung, also der einsetzenden Laktation (Milchbildung und -fluss).
Hinter dem Babyblues steckt somit ein rein physiologischer Prozess, den Mamas ganz individuell erleben und spüren - die meisten jedoch eher in geringer Ausprägung. Typisch sind beispielsweise Stimmungsschwankungen, Traurigkeit, Gereiztheit, Appetitlosigkeit, Ängstlichkeit und Schlafstörungen - auch wenn das Baby recht gut schläft. Meist zieht der Blues nach gut einer Woche wieder vorüber.
Sollte es sich nach 2 Wochen noch immer schwer anfühlen oder sich die Symptome eher verstärken statt zu verschwinden, kann es sich stattdessen um eine Wochenbettdepression handeln.
Wochenbettdepression - die postpartale Depression (PPD)
Die Wochenbettdepression unterscheidet sich vom Babyblues vor allem darin, dass sie eine psychische Erkrankung ist und in den ersten 12 Monaten nach der Geburt auftreten kann. Etwa 10-20% aller Mütter entwickeln eine postpartale Depression in ganz unterschiedlichen Schweregraden. Ihre Symptome sind vielfältig: anhaltendes Stimmungstief und Weinen, Selbstzweifel, Angst, Appetitlosigkeit, Schlafstörungen, Überforderung, eine gewisse Gleichgültigkeit oder Gefühllosigkeit und mitunter Schuldgefühle und sogar suizidale Gedanken. Viele Mamas isolieren sich in einer solchen Situation häufig, was die Depression oftmals verschlimmert.
Halten diese Symptome länger als zwei Wochen an, sprechen wir von einer Wochenbettdepression. Sie kann sich besonders dann entwickeln, wenn die Mutter schon einmal Angststörungen oder Depressionen hatte. Ebenso können Stress und belastende Erlebnisse während der Schwangerschaft sowie unter und nach der Geburt Auslöser sein.
Was Viele nicht wissen: Sowohl Väter als auch Zweitmamas können den Babyblues und die Wochenbettdepression entwickeln.
Unser Mamaimpuls
hey Mama, der Babyblues ist ein rein physiologisch bedingter Vorgang. Er hat nichts damit zu tun, dass du plötzlich total “empfindlich” bist oder “super nah am Wasser gebaut” oder gar damit, dass du “dein Baby nicht liebst”.
Lasst ihn uns als Geschenk sehen, uns all die Gefühle einmal fühlen, sie annehmen, statt uns dafür zu schämen. Lasst uns drüber sprechen anstatt sie herunterzuschlucken. Bist du traurig? Super. Kannst du in der nächsten Minute drüber lachen, weil es auch ein bisschen absurd ist? Hurra, was für ein Geschenk.
Mama, wir sitzen alle im selben Emotions-Boot. Lass uns das beste aus der Fahrt machen.
Unser Hebammentipp:
Was dir bei einem Babyblues gut tun wird ist folgendes:
- Ruhe und Schlaf - nimm die Zeit für deine Erholung
- Kuscheln und Bonding mit dem Baby für ganz viel Oxytocin - dieses wirkt stimmungsaufhellend.
- “mothering the mother”: Lass dich verwöhnen und dich bemuttern. Bereite dein Wochenbett bestmöglich vor und bitte noch vorab um Unterstützung.
- Unterstützung durch und Kontakt zu Herzensmenschen: Entscheide, wer dir gut tut und wen du sehen möchtest und von wem dir Hilfe wirklich gut tut. Alle anderen dürfen warten.
- Hör auf deine Bedürfnisse.
- Rede darüber - mit Freundinnen, Partner:in oder deiner Hebamme und lass die Tränen einfach fließen.
- Komm in die Akzeptanz und Annahme deiner Gefühle.
Das kannst du bei einer Wochenbettdepression für dich tun:
- Grundsätzlich können dir alle oben genannten Dinge genauso gut tun.
- Wenn du dir unsicher bist, ob du eine Wochenbettdepression hast, empfehlen wir dir den EPDS-Bogen zur Selbsteinschätzung: https://schatten-und-licht.de/selbsttest/
- Nimm bitte unbedingt und so früh wie möglich fachliche Unterstützung und Hilfe in Anspruch: Egal ob Hebamme, Gyn, psychologische Hilfe oder passende Selbsthilfegruppen.
- Nach Absprache mit einer Fachperson kann die Substitution von Vitamin D oder andere gezielte Nahrungsergänzung hilfreich sein.
- Bewegung, Spaziergänge an der frischen Luft und im Hellen können dir gut tun.
- Heilung braucht Zeit - du darfst geduldig mit dir sein.
Diese wundervollen Hilfsangebote gibt es für dich:
www.schatten-und-licht.de
www.deutsche-depressionshilfe.de
www.emotionelle-erste-hilfe.org
www.rueckhalt.de
www.hilfetelefon-schwierige-geburt.de