Bauch-Geburtsbericht: "Die Geburt war schön - das Danach weniger"

Wir können kaum genug betonen, wie wichtig es im Zuge der Geburtsvorbereitung ist, sich auch auf die Möglichkeit einer Bauchgeburt vorzubereiten. Schließlich wird in Deutschland fast jedes dritte Baby durch den Bauch geboren. Eine wundervolle Möglichkeit der Vorbereitung sind positive Geburtsberichte. Und genau deswegen haben wir in unserer wundervollen Instagram-Community nach solchen gefragt. In diesem hier berichtet Karina von ihrer geplanten Bauchgeburt nach Beckenendlage ihrer Tochter. Los geht’s:

Beckenendlage mit verschränkten Beinen

Meine Tochter Merle ist im Juli im OP zur Welt gekommen. Sie lag von Anfang an in Beckenendlage mit verschränkten Beinen. Eine äußere Wendung hat uns leider nicht geholfen, sodass ich mich in einer Geburtsplanung mit der Oberärztin und Assistenzärztin für einen geplanten Kaiserschnitt entschieden habe. Die Assistenzärztin hat mich vom ersten Gespräch über die Wendung bis hin zur Geburt begleitet. Sie war sachlich, aber sehr herzlich. Den Geburtstermin hätten wir uns aussuchen können, das wiederum wollten wir aber nicht, weil uns das komisch vorkam. So hat die Ärztin einen Termin in ihrer Schicht gesucht. Im Vorfeld gab es noch ein weiteres Gespräch mit gründlichen Untersuchungen sowie eine Einweisung durch die Anästhesie.

Am Tag der Geburt bin ich von zwei Hebammen, einer Anästhesieschwester, der Ärztin und einigen anderen Menschen in den OP begleitet worden. Mein Freund und ich durften im Kreißsaal ankommen, uns fertigmachen, nochmal kuscheln. Die Hebamme hat uns dabei immer auf dem Laufenden gehalten. Ich musste mich irgendwann fertig machen und wurde zum OP-Saal gebracht. Mein Freund durfte noch nicht sofort mit.

So viele Fragen

Die ganze Zeit war die liebevolle Hebamme bei mir und hat mich abgelenkt. Das war wundervoll, denn ich war sehr aufgeregt:
Wie läuft das mit der Betäubung im Rücken?
Wie lange dauert es?
Wird es ruckeln?
Was ist mit dem Blasenkatheter?
Wann kann ich meine Tochter in den Armen halten?

Über Letzteres hatte ich auch vorab intensiv mit der Ärztin gesprochen. Und mein Wunsch nach Bonding wurde sehr ernst genommen. Jeder Schritt wurde mir im OP erklärt, ich wurde immer gefragt, bevor etwas gemacht wurde. Ich wurde ständig beobachtet und gefragt, wie es mir geht. Das OP Team war sehr herzlich, verbreitete gute Stimmung. Mein Freund durfte dann natürlich auch dazu kommen. Sie nahmen all meine Ängste ernst und als ich einmal sagte, es ginge mir zu schnell, haben sie gewartet. Ich fühlte mich nie alleine, meine Hand wurde immer gehalten, und ich hatte in jeder Minute das Gefühl, genau zu wissen, was passiert.

Der Katheter wurde erst gelegt, als die Betäubung schon wirkte. Eine meiner großen Sorgen. Das Ruckeln, von dem ich gelesen hatte, habe ich kaum wahrgenommen. Alles ging sehr schnell.

Als meine Tochter geboren war, hörte ich das Team lachen. Sie hatte ihnen die Zunge rausgestreckt und wurde von allen willkommen geheißen auf der Welt. Danach wurde sie sofort auf meine Brust gelegt, wo mein Freund und ich sie begrüßen konnten. Dann wurde sie kurz untersucht - mein Freund war dabei. Anschließend kam sie gemeinsam wieder zurück zu mir. Ich wurde in der Zeit zugenäht, habe davon allerdings ganz wenig mitbekommen. Zuletzt hat das OP-Team mit uns gevotet, für welchen Namen wir uns entscheiden – es wurde einstimmig „Merle“.

Es war eine schöne Geburt.

Ich wurde einbezogen, informiert und nie alleine gelassen. Mein Freund war dabei. Und Merle wurde so herzlich willkommen geheißen, wie ich es mir gewünscht habe. Anschließend durften wir uns in aller Ruhe im Kreißsaal kennenlernen - so lange wie wir wollten! Es wurde ein Foto von uns als Familie gemacht und Merle wurde ein Armband angelegt. So viel zur Geburt der kleine Merle.

Was im Anschluss an die Geburt folgte, war weniger schön.

Ich hätte gerne vorher gewusst, was für Schmerzen auf mich zukommen, dass ich wirklich gar nicht (!) mobil sein werde, dass ich Merle nicht wickeln konnte - eben weil Aufstehen keine Option war. Ich hätte gern gewusst, dass ich mehr Schmerzmittel hätte fordern können. Auch das Stillen hat zuerst nicht geklappt. Die Schwestern auf der Wochenbettstation waren ruppig, das Anlegen und Stillen selbst war mit Schmerzen verbunden. Merle ist nicht satt geworden und hat zu stark abgenommen.

Alles in allem hatten wir keinen besonders sanften Start als Familie und ich glaube, wenn ich vorher gewusst hätte, dass nicht der Kaiserschnitt an sich schwierig ist, sondern das Danach, hätten wir uns besser darauf vorbereiten können. Von daher: Danke für eure Arbeit. Das ist großartig!

Heute habe ich das Gefühl, dass Merle erst so nach 3,5 Monaten so richtig auf der Welt angekommen ist, sie wurde vielleicht zu schnell und zu früh aus ihrer Kuschelhöhle gerissen. Ich weiß nicht, ob das mit dem Kaiserschnitt zu tun haben könnte. Sie liebt auf jeden Fall die Nähe und wir versuchen ihr genau diese zu geben.

Unsere lieblinge für dich