Bauch-Geburtsbericht: "Ich bin genauso eine Mama"

Wir können kaum genug betonen, wie wichtig es im Zuge der Geburtsvorbereitung ist, sich auch auf die Möglichkeit einer Bauchgeburt vorzubereiten. Schließlich wird in Deutschland fast jedes dritte Baby durch den Bauch geboren. Eine wundervolle Möglichkeit der Vorbereitung sind positive Geburtsberichte. Und genau deswegen haben wir in unserer wundervollen Instagram-Community nach solchen gefragt. In diesem hier berichtet Angi von ihrer Bauchgeburt. Los geht’s:

Mein Wunsch: Eine Ambulante Geburt

Da war dieser Montagmittag an dem ich zur Toilette ging und plötzlich in dieser riesigen Pfütze stand. Mein erster Gedanke: “So viel hast du heut noch nicht getrunken”. Der zweite: “Fuck - Blasensprung”.

Ich rief zuerst meinen Freund an und im Anschluss gleich in der Klinik. Wir fuhren gleich los. Eine Stunde später lag ich also da: Mit einer geplatzten Fruchtblase, am CTG angeschlossen, und ohne eine einzige Wehe. Die Hebamme machte mir Mut und meinte, viele Frauen würden sich nach ein paar stunden "einwehen”, ich bräuchte nur ein bisschen Geduld. Ich bekam Antibiotika und wartete. Abends wurde dann erneut ein Kontroll-CTG gemacht. Noch immer war keine Spur von Wehen. Ich blieb in der Klinik, schickte aber meinen Freund nach Hause - natürlich würde ich ihn sofort anrufen, falls doch etwas vorwärts gehen sollte.

Dann lag ich da in der Nacht von Montag auf Dienstag und hatte mir dieses erste Geburt so ganz anders vorgestellt. Eigentlich hatte ich mir eine ambulante Geburt gewünscht. Wir wollten nach der Geburt zu dritt ganz schnell wieder aus der Klinik verschwinden und es uns in unsere Höhle daheim gemütlich machen und uns ganz ungestört kennenlernen.

In der Nacht passierte nichts weiter.

Am Dienstagmorgen gab es vorsichtshalber schon mal kein Frühstück für mich. Wieder wurde ein Kontroll-CTG gemacht. Noch immer war keine einzige Wehe zu erkennen. Mein Freund war mittlerweile da und die Ärztin kam, um uns unsere Alternativen zu erklären: Wir hatten die Möglichkeit, die vaginale Geburt mit Hilfe von Medikamenten einzuleiten. Diese sollten nach spätestens 24 Stunden wirken. Oder eben die Option eines Kaiserschnitts.

Mein Freund überließ die Entscheidung ganz allein mir, schließlich ging es um meinen Körper. Ich entschied mich für den Kaiserschnitt. Noch am selben Nachmittag würden wir an das geplante OP-Programm angehängt werden, es blieb uns also noch ein bisschen Zeit, uns mental darauf vorzubereiten.

Um 15 Uhr erklärte uns ein super cooler Anästhesist alles über die bevorstehende PDA und die Geburt selbst. Ich willigte ein und los ging es in den OP-Saal. Ich hatte bis dahin noch nicht eine einzige Wehe, auch das CTG zeigte nichts an. Angekommen im OP erwarteten mich einiges an lieben Menschen, mit denen ich nun mein Baby bekommen sollte. Mein Freund durfte auch dabei sein.

Dann ging alles ganz schnell.

Um 15.13 Uhr hörten wir zum ersten Mal das Schreien unseres kleinen Bubs. Sie zeigten ihn mir kurz und er durfte mit dem Papa in den Kreißsaal zum kuscheln. Es war okay für mich, schließlich hatte ich ihn all die Monate schon in mir und spürte jede seiner Bewegung. Ich wurde vernäht und nach etwa einer halben Stunde sah ich meine beiden Jungs miteinander Kuscheln und weinte vor Glück. Wir bekamen unser Zimmer und hatten nun ganz viel Zeit, uns dort in aller Ruhe kennenzulernen.

Ein Kaiserschnitt oder vielmehr eine Bauchgeburt war das nun also. Im Nachhinein wurde ich von vielen Menschen in meinem Umfeld belächelt, mein Kind ohne eine einzige Wehe bekommen zu haben. Vielleicht kein gewünschter, aber eben ein gewollter Kaiserschnitt. Ich “hätte es mir leicht gemacht”. Im Entlassungsbrief wurde ich als “unkooperative Mutter” bezeichnet.

Alles andere als "leicht gemacht"

Und all das bin so ich gern in den Augen der Leute, die nicht wissen wie 'leicht' ein Kaiserschnitt ist: Ein Blasenkatheter, eine sich entzündende Wunde, Aufzustehen mit dem Gefühl, auseinander zu brechen. Aber vor allem bin ich auch eine Mama, die froh war, nicht nach einer Einleitung, die noch viele weitere Stunden gedauert hätte, vielleicht körperlich und eventuell auch psychisch am Ende zu sein.

Nach 5 Tagen durften wir dann endlich in unser Zuhause, unsere Höhle. Zu dritt. Mit einem Baby, dem es egal ist, wie es auf die Welt gekommen ist und einer Mama, die sich zwar alles anders vorgestellt hatte, aber eben nicht weniger eine Mama ist.

Unsere lieblinge für dich