Das 4. Trimester - Babys Ankommen in einer neuen Welt

Die drei Trimester der Schwangerschaft sind allen werdenden Eltern und vor allem den Schwangeren selbst geläufig. Doch was genau ist das 4. Trimester? 

Wir tragen unser Baby im besten Fall 9 bis 10 Monate in unserem Bauch. Dort ist es eingehüllt und beschützt, versorgt und geborgen. Evolutionär betrachtet sind unsere Babys bei Geburt physiologische Frühchen. Denn aufgrund unseres über die Jahrtausende immer größer gewordenen Gehirns und des durch den aufrechten Gang gleichzeitig schmaleren Beckens der Frauen kommen Menschenbabys im Vergleich zu anderen Säugetieren noch hinsichtlich ihres Reifezustands recht unfertig zur Welt. Würden sie länger in uns heranwachsen, würden sie schlicht nicht mehr durch unser Becken passen. So ist dieses kleine Wesen voll und ganz auf unsere Unterstützung angewiesen. 

Ein Blick in Mamas warme Gebärmutter zeigt, weshalb die ersten 3 Monate nach der Geburt für das Baby besonders herausfordernd sein können: Hier war es stets gleichwarm und recht eng. Euer Baby umgab eine wohlige Hülle, es war geschützt vor äußeren Reizen, stets verbunden mit euch und nie allein. Es wurde gewogen und fühlte sich fast schwerelos. Selbst Nahrung war dauerhaft vorhanden. Und nun geschieht folgendes: Euer Kind verlässt durch die kraftvolle und beeindruckende Geburt seine schützende Hülle. Wir sprechen vom Enthüllungserlebnis oder einer Verkörperung. 

Plötzlich ist alles anders. Euer Baby kann sich ohne die sanften Hüllen der Gebärmutter sehr verloren, eben unverhüllt fühlen. Seine Umgebung ist kühler, heller, geräuschvoller und nahezu grenzenlos. Hinzu kommen erste Schmerzempfindungen: Hunger, Bauchweh oder Unwohlsein und mitunter die Nachwirkungen der Geburt. Euer Baby ist sozusagen im Dauerstress und kann seine Bedürfnisse fast ausschließlich durch Weinen bemerkbar machen. Es fehlt ihm an Regulationsmechanismen um sich in der neuen Umgebung zurecht zu finden. Bis zu 3 Monate kann es dauern, bis euer Baby mithilfe mehrerer Reifephasen die notwendigen Strategien entwickelt hat, um wirklich anzukommen und seine Regulation zu finden. 

Es gibt Babys, die sich relativ schnell und unkompliziert in ihre neue Welt einleben und wiederum andere Babys, die es deutlich schwerer haben. Das hängt mitunter auch von möglichen Stressoren bei der Empfängnis, dem Verlauf eurer Schwangerschaft, der Geburt und der frühen Wochenbettphase ab. Prinzipiell helfen eurem Baby vor allem spürbare Begrenzungen, konstante Wärme, vertraute Geräusche wie aus Mamas Bauch und das Getragen werden oder die Nähe von seinen engsten Bezugspersonen und deren sichere Berührungen. Sozusagen aus dem Bauch auf den Bauch. 

Schafft vergleichbare Bedingungen zur schützenden Fruchtblase und der Gebärmutter. Tragt euer Baby und bekuschelt es von morgens bis abends und nachts. Wenn ihr es ablegen wollt, dann weich und bequem, möglichst in leichter Seitenlage - so vermeidet ihr beim Ablegen den Moro-Reflex, das reflexartige Hochreißen der Arme. Weiche Kleidung - beispielsweise ein Body aus Wolle/Seide - ist besonders angenehm für Babys sensible Haut und bildet ähnlich wie die Käseschmiere und das Fruchtwasser eine wärmende Hülle. Das Tragen im Tragetuch oder das Pucken können eurem Baby seine äußeren Hüllen wiedergeben. Wiegen schafft Rhythmus und ist ein toller Einschlafbegleiter, ebenso wie das Stillen, denn dabei entspannt euer Baby tief.  

Es geht also um die Erfüllung von Babys Bedürfnissen - und voran natürlich erst einmal um das Erkennen dieser. Dazu braucht ihr Ruhe - innere ebenso wie von außen, damit ihr die Signale und Bedürfnisse eures Babys überhaupt erstmal wahrnehmen, beobachten und erfüllen lernen könnt. Umso wichtiger ist ein ruhiger gemeinsamer Start in euer neues Leben. Denn jedes kleine Menschenkind kommt auf seine eigene Art und Weise in unserer Welt an.

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