Vorsorgeuntersuchungen in der Schwangerschaft
In deiner Schwangerschaft stehen dir sogenannte Vorsorgeuntersuchungen zu. Sie dienen der regelmäßigen Überwachung deines Schwangerschaftsverlaufes und des frühestmöglichen Erkennens von Auffälligkeiten. Diese basieren auf den Mutterschaftsrichtlinien und können bei einem unkomplizierten Schwangerschaftsverlauf von der /dem Gyn als auch der Hebamme durchgeführt werden. Handelt es sich um eine Risikoschwangerschaft, so werden die Vorsorgeuntersuchungen vom Gyn durchgeführt. Deine Hebamme kann dich dennoch parallel begleiten.
Nach Feststellung deiner Schwangerschaft steht dir alle 4 Wochen eine Vorsorgeuntersuchung bis zur 32. Schwangerschaftswoche zu. Ab der 32. SSW dann alle 2 Wochen bis zu deinem ET. Überschreitest du euren Geburtstermin, werden die Vorsorgeuntersuchungen alle 2 Tage stattfinden.
Dein Bauch - deine Entscheidung.
Die Vorsorgeuntersuchungen sind ein Angebot an dich - nichts muss. Was auch immer dir an Untersuchungen und Tests angeboten wird - DU entscheidest für dich und dein Baby und das nach bestem Wissen und Gewissen. Damit du diese Entscheidung für euch wirklich wohlüberlegt und selbstbestimmt treffen kannst, ist es wichtig, dass du dich bestmöglich informierst.
Eine gute Orientierung dafür bieten dir die Mutterschaftsrichtlinien, die öffentlich einsehbar sind. Du findest sie hier: https://www.g-ba.de/richtlinien/19/
Komm darüber hinaus gern in den Austausch mit deine:m Gynäkolog:in und / oder deiner Hebamme. Du darfst zu jeder Untersuchung, jedem Test, jedem Wiegen, zu allem, was du für dich brauchst und wünschst, zustimmen und gleichermaßen auch alles ablehnen. Du entscheidest.
Vaginale Untersuchungen in der Schwangerschaft
So sind beispielsweise vaginale Untersuchungen in der Schwangerschaft nicht nur unangenehm, sondern können mitunter sogar schaden, weil jede einzelne das Infektionsrisiko erhöht. Einige Gynäkolog:innen führen sie routinemäßig bei jeder Vorsorge durch, weil sie es womöglich schon immer so tun. Hinterfrage das gern. Du darfst sogar NEIN sagen.
Gleiches gilt für das CTG, die Cardiotokographie. Das meint die Aufzeichnung der kindlichen Herztöne in Relation zu einer möglichen Wehentätigkeit und dient ausschließlich der zusätzlichen Überwachung bei Auffälligkeiten im Schwangerschaftsverlauf. Das heißt, anders als es viele Schwangere ab der 28. SSW erleben, ist ein CTG nur bei einer drohenden Frühgeburt oder bei auffälligen Herztönen wirklich relevant. Es gehört auch laut Mutterschaftsrichtlinien NICHT zu den Routineuntersuchungen. Da CTGs sehr fehlerbehaftet und störanfällig sind, kann es unter Umständen sogar zu mehr Verunsicherung führen, die die Freude am Hören der wohlklingenden Töne überwiegen kann.
Gynäkolog:in oder Hebamme? Oder beides?
Sehr viele Gynäkolog:innen beanspruchen das Durchführen der Schwangerschaftsvorsorgen immer noch für sich. Nicht selten kommt es sogar vor, dass Gynäkolog:innen die gemeinsame Begleitung mit Hebammen ablehnen. Manchmal aus Konkurrenzdenken oder eigener Skepsis gegenüber der Hebammenarbeit. Und genau das ist es, was auch die jeweilige Mama dann oftmals für sich als gegeben annimmt - für die Vorsorge ist eben der/die Gynäkolog:in zuständig.
Mit einer Hebamme verbinden viele wiederum vor allem die Betreuung unter der Geburt und das regelmäßige Wiegen des Babys im Wochenbett. Dass sie absolute Expertinnen für eine ganzheitliche und kompetente Schwangerschaftsbegleitung sind, wissen dagegen meist nur die Frauen, die das selbst schon erfahren haben. Die selbst erlebt haben, wie wundervoll der Austausch und das Miteinander auf Augenhöhe sind. Wie entspannt es sein kann, den Herztönen des Babys auf der eigenen Couch lauschen zu dürfen. Wie kompetent sie sich schlussendlich selbst fühlen, weil sie ihre Schwangerschaft gestärkt erleben anstatt vor allem nach Krankheitsbildern zu suchen und “nötigen” Kontrollen abzuwarten.
Ein Konkurrenz-Denken ist übrigens sowohl zwischenmenschlich wie wirtschaftlich absurd, denn beide Fachgruppen haben ihre jeweils eigene Gebührenordnung und Kompetenzbereiche und könnten sich so wunderbar ergänzen bzw. unterstützen.
Wir wünschen uns für alle Schwangeren eine “open minded” Begleitung - im Idealfall sogar durch beide Fachpersonen mit gegenseitigem Vertrauen und Wertschätzung. So entsteht unseres Erachtens das bestmögliche Sicherheitsnetz, von welchem Frau profitieren kann.